Kunst und Kultur in den Medien #20
DIE ERSTE Roma-Künstlerin, die ihr Heimatland Polen an der Biennale in Venedig 2022 vertreten hat: Malgorzata Mirga Tas (*1978). Danach kam der grosse Karrieresprung. Ihre Einzelausstellung im Kunstmuseum Luzern (ab 8.3.) erzählt die Geschichte der Roma in grossen textilen Bildern. Mirga Tas näht diese aus gesammelten Stoffen aus dem Familien- und Freundeskreis mit Frauen aus ihrer Gemeinschaft zu Szenen, die u.a. vom Alltag der Roma, von Unterdrückung und Legenden handeln.
DIE EINZIGE Frau unter den Arte Povera-Künstlern: Marisa Merz (1926-2019). Jener italienischen Stilrichtung, die sich «armer», im Sinne wiederverwerteter, alltäglicher Materialien bediente, gab Merz eine poetische, ruhige, zerbrechliche Note. Die in jenen Jahren als führend geltende Künstlerin erhält im Kunstmuseum Bern (ab 31.1.) die grösste Retrospektive in der Schweiz seit 30 Jahren unter dem lyrischen Titel «Ascoltare lo spazio – In den Raum hören».
DIE KRITISCHE Künstlerin Anne Marie Jehle (1937-2000) ist heutzutage kaum bekannt. Als sie sich Mitte der 1980er Jahre aus der Öffentlichkeit zurückzog, brach ihr künstlerisches Schaffen jäh ab. Das Kunstmuseum St. Gallen zeigt (bis 9.3.) ihr visionäres, ausdrucksstarkes Werk, das sich mit gesellschaftlichen Strukturen und Machtverhältnissen, weiblicher Identität und Rollenbildern auseinandersetzt. Und macht ihr Werk für die heutige Diskussion über Selbstbestimmung bedeutend.
DER FRECHE Museums-Hemmschwellen-Abbauer und Kunstexperte-Comedian-Influencer-Freestyle-Rapper Jakob Schwerdtfeger. Sein Buch “Ich sehe was, was du nicht siehst, und das ist Kunst” ist crazy. Überraschende Anekdoten werfen einen kessen Blick auf Kunst- und Personengeschichten. Etwa dass Schauspieler Sylvester Stallone als 12-jähriger beim Anblick eines Museumsgemäldes mit muskulösen Figuren, gemalt von Peter Paul Rubens, sein eigenes Körperbild zu definieren und trainieren begann.
DAS SCHONUNGSLOSE Jahrhundertjubiläum «Die Neue Sachlichkeit» in der Kunsthalle Mannheim (bis 9.3.) taucht tief ein in die Geschichte der Kunst der 1920er Jahre. Über 200 Werke spiegeln eindrücklich Themen wider, die aktueller denn je sind: ob menschliche Verletzbarkeit, soziale Verwerfungen, provokante und melancholische Porträts oder Sittenbilder – die messerscharfe Malerei zur Zeit der Weimarer Republik deckt Wahrheiten mit unterkühlt-emotionslosem Blick auf.