Ab 1920 hielt sich Heckel immer wieder in den Alpen auf und schuf dort Aquarelle und Zeichnungen. Zwischen 1954 und 1965 reiste er vermehrt in die Bergwelt des Oberengadins. Auf einem dieser Ausflüge scheint 1960 "See zwischen Bergen" entstanden zu sein. Dünne Linien formen die Konturen der Hügel und Kanten der Bergmassive und des Seeufers in einer ausgesprochenen intuitiven Leichtigkeit nach. Im Kontrast zu dieser linearen Zeichnung steht die flächige Tuschemalerei. Diese verleiht dem Dargestellten eine Tiefe und Plastizität. Gleichzeitig erinnert das Zusammenspiel von Linie und Fläche an monochrome japanische Tuschemalereien, die sich oftmals die Bergwelt zum Motiv nehmen. Interessant ist, dass Heckel den See als weisse Fläche stehen lässt und nur durch wenige Pinselstriche im unteren Bereich einen Wellenschlag andeutet. Diese Leere in der Bildmitte steht in einem klaren Kontrast zu der dunklen und linienreichen Umgebung. So wird der Blick in einer kreisförmigen Bewegung um die Bildmitte herumgeleitet, was dazu führt, dass der Betrachter keinen Ruhepunkt findet und das Auge unentwegt über die Bildfläche wandert.